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Iran

Karakumwüste & usbekische Gastfreundschaft

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14.03.2004 aus Samarkand, Usbekistan - 11'356km

Asalaam aleikum!

Der Zeitplan, um aus dem Iran herauszukommen war sehr knapp Von Mashhad waren es noch etwa 200km Radfahrt nach Sarakhs, der Grenzstadt zu Turkmenistan. Ich erreichte den Ort am Morgen vom 1. Visatag fuer Turkmenistan. Nach ueber zwei Monaten im Iran, ich fuehlte fast dass ich mein Heimatland verlassen wuerde. Viele Freundschaften, ein unglaublich vielfaeltiges Land und die unterschiedlichsten Emotionen machten, dass ich Iran in mein Herz geschlossen hatte. In Sarakhs wollte ein Polizist, dass ich kurz in seinem Buero warte. Er hatte soeben einem Freund vom nationalen TV angerufen, der bald darauf auch erschien. Dann wurde ich lange vor meinem Fahrrad bei laufender Kamera interviewt. Seltsames Gefuehl ! Aber ich genoss das Interesse in meine Radreise Spaeter sprang der Reporter in sein Paykan Auto und filmte, wie ich die 500m zum Grenzposten radelte, dort vom Rad stieg, einige Haende schuettelte und schliesslich definitiv Richtung Turkmenistan verschwand. Da fuehlte ich mich definitiv wie ein Filmstar

Die Einreise nach Turkmenistan war etwas chaotisch, aber gluecklicherweise halfen mir die iranischen Lastwagenfahrer unglaublich (diese machen den groessten Teil des Grenzverkehrs aus). Dank meinen Small-talk Faehigkeiten in Persisch draengten mich die Iraner durch jede Schlange durch, erklaerten den Grenzbeamten, was ich genau braeuchte. Ein Lastwagenfahrer wollte sogar den Bakhschisch fuer mich uebernehmen. Aber es wurde ihm erklaert, dass fuer Touristen keine Gebuehren erhoben wuerden. Ich fuerchtete, dass nach meiner Devisendeklaration (natuerlich untertrieben, da das meiste in meiner Unterwaesche steckte ), ich trotzdem bezahlen muesste. Doch etwas Smalltalk mit dem Zollchef genuegte und ich war in Turkmenistan. Persisch war in der Grenzstadt ziemlich nuetzlich. Es wurde mir erklaert, dass die Abkuerzung, die ich nehmen wollte sehr gefaehrlich sei, da Drogenschmuggler dort unterwegs seien. Mein Transitvisum war aber nur 5 Tage gueltig und es lagen 500km Wuestendurchquerung vor mir. So entschied ich mich fuer die Abkuerzung, natuerlich ist nichts geschehen.

Turkmenistan ist ein Polizeistaat. Ich musste zahllose Checkpoints passieren. Fast ueberall wurde ich gestoppt und ausgefragt, meist aber in freundlicher Manier. Viele Male wurde ich auch registriert, eine zeitaufwaendige Prozedur, wo all Pass- und Visadaten notiert werden. Fuer Turkmenbaschi (Vater der Turkmenen), der selbst-erwaehlte Praesident, ist dies eine ausgezeichnete Strategie, um die Bevoelkerung in eisernem Griff zu halten. Auf der anderen Seite sind die Turkmenen ein unglaublich freundliches Volk. Viele Male hielt ein Fahrzeug vor mir und Menschen mit strahlendem Lachen kamen heraus, um mich zu begruessen. Erstaunlicherweise (nach meiner Zeit im Iran), Frauen waren ebenso oder sogar noch gespraechiger als Maenner.

ie Karakumwueste breitet sich fast ueber das ganze Land aus. Im Sommer ein unglaublich heisser Ort, im Winter eisig kalt Maerz ist hingegen eine ganz nette Zeit, wenn da nicht der teils heftige Wind gewesen waere an den meisten Tagen. An einem Tag bin ich sogar mitten einem Sandsturm gefahren. Der feine Sand wurde quer ueber die Strasse geblasen und begann schon kleine Duenen zu bilden auf dem Teer. Der Horizont faerbte sich leicht gelblich. Zum Glueck traf ich an diesem Tag sehr nette Menschen an, in einem sonst extrem einsamen Teil der Wueste. In einer kleinen Siedlung lud mich eine Familie zum Chay ein und spaeter offerierte mir ein iranischer Lastwagenfahrer mit ihm zu Mittag zu essen (wunderbaren iranischen Kebap ). Zwei sehr angenehme Moeglichkeiten dem starken Wind fuer kurze Zeit zu entkommen.

Die Tage in der Wueste waren ziemlich hart. An einigen Abenden konnte ich kaum aufrecht stehen, jeder Teil des Koerpers schien zu schmerzen vom Radfahren. Gegenwind und eine holprige Strasse machten das Leben nicht einfacher. Ich musste aber bis zum Eindunkeln unterwegs sein, da ich sonst zu spaet an der usbekischen Grenze angekommen waere. Am letzten Tag in Turkmenistan fuhr ich durch Turkmenabat, eine groessere Stadt im Norden. Der groesste Teil besteht aus halbzerfallenen Soviet-Wohnblocks: ein sehr deprimierender Anblick. Die Polizei schien an diesem Tag besonders aktiv zu sein. Der riesige Boulvard war fast komplett leer, aber alle 100m standen mindestens zwei Polizisten. Ich hatte keine Ahnung, was da vorging. Bei einem Bazar stoppte ich, um etwas Essen einzukaufen und bekam drei junge Frauen zur Heirat angeboten Eine wollte sogar mit mir mitkommen, irgendwo auf dem Gepaeck sitzend

Als ich versuchte auf dem Boulvard weiterzuradeln, machte mir eine sehr grimmige Polizistin eindeutig Anzeichen sofort abzubiegen. Keine Chance zu diskutieren, ich musste in eine Nebenstrasse einbiegen, die irgendwie nirgendwohin zu fuehren schien. Zum Glueck fand ich aber dann eine andere Moeglichkeit Richtung Grenze zu radeln Ich hatte noch etwa vier Stunden Zeit, um es zum Zoll zu schaffen am letzten Tag des Visas. Dann aber war die Nebenstrasse auch von der Polizei blockiert. Man machte mir Anzeichen umzukehren. Ich waere voellig eingeschlossen gewesen! Ich konnte dann mit einem hochrangigen Militaer sprechen, jedenfalls sah seine Uniform danach aus. Dieser liess mich dann durch, ich solle mich aber beeilen Irgendwie hatte ich das Gefuehl, dass Turkmenbaschi persoenlich in der Stadt war, aber niemand schien eine Ahnung zu haben. Ich sah nur einen grossen Helikopter abheben ganz aus der Naehe.

Ich hatte gerade noch zwei Stunden uebrig, als ich endlich an der Grenze ankam. Der turkmenische Zoll war ein riesiges Chaos. Hunderte von Leute waren beschaeftig unzaehlige Kartonschachteln mit Waren ueber den Zoll zu bringen. In Usbekistan ist das Preisniveau etwas hoeher, so versuchen viele ein klein wenig Geld zu machen mit dem Zeugs. Manchmal schienen fast gewalttaetige Szenen auszubrechen. Einige Grenzbeamten machten mir dann Anzeichen durch die Menschenmenge durchzudraengen und direkt ins Zollgebaeude zu kommen. Es haette sonst Stunden dauern koennen Im kleinen Gebaeude wurde ich Zeuge, wie die Waren tatsaechlich exportiert werden.

Die hoeheren Offiziere waren teils damit beschaeftigt irgendwelche Befehle den Leuten zu erteilen, teils mit dem Zaehlen des Geldes, dass diese erhielten. Unglaubliche Summen verschwanden in jenen Taschen Dollars, Turkmenische Manats, Ich versuchte die Szene nicht allzu auffaellig zu betrachten, es war ein unfassbarer Anblick! Nichts schien korrekt gehandhabt zu werden: kein Formular unterzeichnet, kein Pass gestempelt ohne Gebuehr ausser meinem Pass. Die Einreise nach Usbekistan war dann einfach. Ein Arzt fragte, ob ich gesund sei, einen Stempel in meinem Pass und einen kurze Unterhaltung ueber meine Radreise mit ein paar interessierten Zoellnern.

Bei Sonnenuntergang konnte ich keinen Platz zum Zelten finden. Es standen ueberall Haeuser oder diese waren zumindest zu dicht beeinander. Beim ersten Haus, wo ich fuer eine Schlafgelegenheit fragte, wurde ich abgewiesen. Dann traf ich einen sehr netten Mann, der mich zu sich einlud. Ich verbrachte einen sehr netten Abend mit fantastischem usbekischen Essen bei der jungen Familie. Mit wunderbaren ersten Eindruecken von Usbekistan fuhr ich am naechsten Morgen weiter. Am Nachmittag wurde mir klar, dass ich es nicht mehr frueh genug nach Bukhara kommen wuerde an jenem Tag, denn ich wollte Zeit fuer Sightseeing haben. Als ich am Strassenrand einen kurze Pause machte und ueberlegte, wo ich die Nacht verbringen koennte, wurde ich von zwei jungen Maennern zum Tee eingeladen. Die beiden waren tajikische Fluechtlinge, die aus dem Land geflohen waren waehrend dem blutigen Buergerkrieg in den 90er. Dann wurde mir klar, dass das ganze Dorf aus Tajiken besteht. Tajikisch und Persisch sind ziemlich verwandte Sprachen, so war die Kommunikation eher einfach wenigstens fuer die meiste Zeit. Die beiden jungen Maenner waren teil einer Grossfamilie, die gemeinsam in einem Haus wohnte. Die Tajiken waren sehr direkt und loecherten mich mit Fragen, irgendwie schien Privatsphaere ueberhaupt nicht zu existieren (obwohl ich die direkten Fragen schon ziemlich gewohnt war). Sie waren sehr gastfreundlich aber auch ziemlich roh in ihrem Verhalten untereinander Es war eine interessante menschliche Erfahrung, die Uebernachtung bei der Familie (ich wurde sofort eingeladen fuer die Nacht zu bleiben). Diese lebt ein hartes Leben und muessen mit sehr wenig auskommen.

Am naechsten Tag kam ich nach Bukhara. Die Pracht der Moscheen und historischen Koranschulen war in unglaublichem Kontrast zur eintoenigen Umgebung, einfachen Haeusern und schlechten Strassen. Am Abend konnte ich wiederum keinen Platz zum Zelten finden, so nahm ich die Einladung an in einem Strassenrestaurant zu uebernachten. Noch ein anderer intimer Einblick in das uzbekische Leben Aber nach drei Naechten mit wenig Schlaf und keiner Privatsphaere, genoss ich das wild Campieren in der vierten Nacht. Ich brauchte definitv einige Zeit fuer mich (oder mit jemandem, den ich kennen wuerde). Natuerlich, fehlte mir auch der lange Schlaf.

Meine Ankunft in Samarkand war sehr nett, da einige Studenten mir den Weg zu einem bezahlbaren Hotel zeigten und mir auch gleich anboten mit ihnen etwas Zeit zu verbingen. Sanat und seine Freunde studieren Germanistik und waren froh ihre Sprachfaehigkeit etwas zu testen. Am naechsten Morgen besuchte ich eine Vorlesung an der Uni mit Sanat. Der Professor nutzte die Gelegenheit, um seine Studenten zum sprechen zu bringen Die kleine Klasse fragte mich waehrend einer Stunde ueber meine Reise und Heimatland aus, natuerlich konnte auch ich viele Fragen stellen. Dann gab es einige Haendeschuetteln und Smalltalk mit anderen Professoren. Einer lud mich dann auch noch zu seiner Vorlesung ein: Wieder eine Stunde nettes Plaudern mit den Studenten Am Nachmittag zeigten mir Sanat und ein Freund von ihm einige der atemberaubenden Gebaeude Samarkands: die Registan Koran Schulen aus dem 14. Jhd. Grosse islamische Gebaeude, fantastisch dekoriert mit Mosaiken. Leider hat das Wetter ueber Nacht gewechselt. Es war noch nett warm gewesen am Tag zuvor, nun aber war es am schneien und es wehte ein eisiger Wind runter vom Pamir. Wir froestelten alle.

Von Samarkand bin ich per Bus nach Tashkent gefahren. Vorallem wegen einem Visa es klappte aber nicht am Ende. Ich werde spaeter mehr dazu erzaehlen. Ich habe aber immer noch Hoffnung meine Reise wie geplant fortsetzen zu koennen. Jetzt geht meine Tour aber zuerst nach Tadschikistan. Ich habe gerade nochmals Infos ueber die Sicherheitslage gesucht Es scheint alles gleich geblieben zu sein. Aber ich werde definitiv noch mehr Infos ueber einen kleinen Teil des Pamirs brauchen. Der blutige Buergerkrieg liess viele Minenfelder und auch einige immer noch ungesicherte Gebiete zurueck. Riesige Mengen an Opium aus Afghanistan helfen leider auch nicht gerade der Stabilitaet im Land. Das Wetter koennte auch Schwierigkeit machen, da die meisten Paesse noch geschlossen sind (das Fahrrad durch den Schnee zu schieben koennte aber trotzdem moeglich sein ). Im Fruehling ist die Zeit von heftigen Regen- bzw. Schneefaellen und Erdrutsche und Lawinen scheinen ziemlich haeufig zu sein. Aber ich kann es kaum erwarten ins Hochgebirge zu kommen. Der tadschikische Pamir ist voll von 6000 und 7000er, die bewundert werden wollen .

Alles Gute & liebe Gruesse,
Daniel

 

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