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24.02.2004 aus Mashhad, Iran - 10302km |
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Asalaam! Den letzten Abend in Shiraz habe ich bei Mehdis Familie verbracht. Wir sprachen waehrend Stunden ueber all die Dinge, die das Leben wunderbar machen. Musik, Reisen und die Liebe Ich hatte wirklich eine tolle Zeit in Shiraz gehabt in diesen Tagen! In der Nacht vor der Abreise fegte ein Gewittersturm ueber die Stadt. Der Morgen brachte aber wieder schoenes Wetter, nur ein starker Wind von Westen blieb uebrig: fantastische Bedingungen, um nach Osten zu radeln. Nach einem Fruehstueck bei Mehdis Familie musste ich mich verabschieden. Mein einsames Nomadenleben begann von Neuem. Meine naechste Destination lag ganz im Sueden vom Iran, Bandar-e Abbas. Vier Radtage brachten mich durch 600km trockener Landschaft, wo nur kuenstliche Bewaesserung etwas Landwirtschaft erlaubt. Einige wenige Doerfer, fast keine Staedte, nur eine endlose Strasse, die sich ueber trockene Ebenen, kleine Huegel und immer unter blauem Himmel durchschlaengelt. Das Wasser, das ich von den Leuten bekam, hatte den typischen Geschmack der Wueste: sandig und leicht salzig. Das Wasser muss in diesen Regionen fuer lange Zeit gelagert werden. Einmal hatte ich irgendwie meine Wasserreserven falsch eingeschaetzt und meine Kehle begann sich schon ziemlich trocken anzufuehlen. Es war aber weit und breit kein Dorf in Sicht. Wie durch ein Wunder sah ich in aus dem Nichts am Strassenrand ein Mann auftauchen, der eine Art Fluessigkeit verkaufte. Diese nennt sich 'dugh' und ist schlicht leicht fermentierte Milch. Ein nettes Laecheln und etwas Smalltalk spaeter bekam ich ein grosses Glas zum 'kosten' Kurze Zeit spaeter fuehlte ich mich immer noch durstig und da tauchte auch schon der zweite Verkaeufer auf. Leider musste ich erklaeren, dass ich keine 3l Container kaufen koenne, da dies viel zu schwer sei fuer das Fahrradfahren Am selben Tag traf ich den ersten iranischen Radfahrer, der Radfahren nur zum Spass und Sport betreibt. Er verfolgte mich fuer einige Km und als er mich schliesslich eingeholt hatte, fuehrten wir ein sehr nettes Gespraech. Endlich jemand, der die Schoenheit des Radfahrens versteht Am naechsten Tag fuhr ein Englischlehrer auf seinem Motorrad fuer einige Zeit neben mir her. Ich bekam eine eindrueckliche Demonstration von den Problemen des Englisch-Unterrichts im Iran. Eigentlich sollte jeder Schueler mindestens drei Jahre diese Sprache lernen, doch kaum jemand kommt weiter als 'Hello, mister' und 'How are you?'. Dass jemand eine simple Antwort von einem Auslaender auf diese Ausdruecke verstehen wuerde, ist noch viel seltener. Ich musste auf mein winziges Wissen von Persisch zurueckgreifen, um eine Konversation zu fuehren. Der Englischlehrer konnte nicht einmal die einfachsten Fragen verstehen. Am Ende lud er mich zu sich nach Hause ein mit 'you to my home invite' perfekt Wort fuer Wort aus dem Persischen uebersetzt. Wie sollen seine Schueler lernen Englisch zu sprechen? So, jetzt werdet Ihr hoffentlich nicht gleich die englische Version meiner Homepage nach Fehlern durchsuchen dies waere schlicht zu viel Arbeit Nach etwa 450km mit sehr wenig Verkehr, gelangte ich auf die Hauptstrasse nach Bandar-e Abbas, die grosse Hafenstadt am Persischen Golf. Auf einer schmalen Strassen pfluegten sich unzaehlige Lastwagen ihren Weg durch die stark huegelige Landschaft. Ich hatte mehr 'engen Kontakt' mit den Lastwagen, als mir normalerweise lieb ist. Einige Fahrer schienen schlicht verrueckt zu sein und fuerchteten nichts was koennte schon einem Lastwagenfahrer geschehen bei einem Unfall? Die Autofahrer und definitiv die Radfahrer sind da schlechter dran. Auf den 150km nach Bandar-e Abbas sah ich unzaehlige Spuren von Unfaellen. Ein Unfall schien nur gerade ein paar Stunden geschehen zu sein. Spaeter erfuhr ich, dass die Strasse 'killer-road' genannt wird von den Leuten in der Region... In Bandar-e Abbas war das Wetter wunderbar warm und dies mitten im Winter. Waehrend Monaten konnte ich nicht einfach nur im T-shirt radeln, in Bandar war gerade dies eine wunderbare Sache. Nach einiger Zeit in der Stadt fand ich eine mosaferkhune ('traveller's house), um die Nacht zu verbringen. Es brauchte eine Viertelstunde kultivierten Verhandelns, bis ich den richtigen Preis bekam: denselben Preis, den alle Iraner bezahlen. Ich mag die persische Art des Verhandeln sehr Ich entschied mich in einem Raum mit vier Iranern zu uebernachten, da ich mein Rad und Gepaeck anderswo unterbringen konnte. Es war ein sehr interessanter Mix aus Leuten: einer von tuerkischem Ursprung, einer aus Mashhad (NE-Iran) und zwei vom Kaspischen Meer. Abbas, ein 60-jaehriger Tar-spieler (eine Art traditionelle Gitarre), verdiente sein Geld mit Musik. Alle paar Monate wechselte er die Stadt. Er sprach etwas Englisch und kuemmerte sich ruehrend um mich. Er gab mir, wie ein Grossvater, unzaehlige Ratschlaege, wie ich meine scheinbar gefaehrliche Reise sicherer machen koennte. Abends verbrachte ich ein paar sehr nette Stunden mit Vahid, ein jungerer Reiseagenturangestellter. Zu jener Zeit musste er aber die Bauarbeiter ueberwachen, die das neue Agenturgebaeude bauen sollten. Ohne Aufsicht wuerde die Arbeit schlicht zum Stillstand kommen. Vahid ist eine sehr energiegeladene Person und sehr witzig. Es war sehr amuesant! Spaeter begleiteten sein Bruder und vier junge Frauen uns zu einem traditionellen Restaurant. Nach ein bisschen Flirten verabschiedete ich mich dann von allen. Ich brauchte definitiv etwas Schlaf nach den letzten Radeltagen. Ich verliess Bandar-e Abbas mit den wunderschoenen Eindruecken vom Persischen Golf und den warmen Temperaturen. Ich musste nun die 'killer-road' wieder hochfahren fuer 150km. Dieses Mal sah ich zwei Unfaelle, die beide in der Nacht zuvor geschehen waren es war eine wirklich furchterregende Strasse! Ich hatte noch nie soviele zerrissene Fahrzeuge und Lastwagen gesehen auf einem so kurzen Stueck Strasse. Mein Weg fuerhrte nun bergauf Richtung Kerman, eine Wuestenstadt im Sueden der grossen Wuesten Zentral-Irans. An fast allen Tagen hielten Autos an vor mir, so dass der Fahrer mit mir plaudern konnte. So war ich nicht ueberrascht, dass ein schwarzer Peugeot genau dies tat. Dieses Mal waren die Absichten nicht freundlich. Der Fahrer begann mir zu erklaeren, dass ich meinen Pass zeigen muesse, da er von der 'International Police' sei (diese existiert natuerlich nicht). Ich lehnte sofort ab und wollte stattdessen seine Polizei-ID sehen. Er zeigte mir nach etwas Zoegern seine normale ID. Ich lehnte dann hoeflich ab und machte das Angebot zur naechsten Polizeistation zu gehen, wo ich selbstverstaendlich meinen Pass zeigen wuerde. Nach ich diese Worte ein paar Mal wiederholt hatte wurde der Fahrer ziemlich nervoes und sagte nur 'you better go now' und fuhr davon. Ich hoerte von dieser Art von in Teheran und natuerlich anderswo auf der Welt. Die Motivation ist immer gleich entweder den Pass zu stehlen oder Geld aus dem Touristen rauszupressen. Was in meinem Falle geschehen war, ist wohl ein ein daemlicher Versuch dies zu tun, da ich das Auto-nummernschild lesen konnte und dann noch die echte ID des 'Polizisten' zu sehen bekam. Dieser Typ braucht definitiv etwas mehr Uebung Hoffentlich bleiben diese Art von Zwischenfaellen selten im Iran fuer Radfahrer. Nichtsdestotrotz war an den spaeten Nachmittagen vorsichtig geworden. Ich erzaehle nicht mehr, dass ich aus der Schweiz kommen wuerde, wenn ich nach dem 'keshvar' gefragt wurde, nahm meine Halskette und meine Hoehenmesser-Uhr ab. Diese Dinge schienen immer eine magische Anziehung zu haben. Ich wollte definitiv keine 'ungebetenen' Besucher mehr an meinem Zelt haben in der Nacht Eine sehr nette Begegnung hatte ich waehrendessen an einem anderen Tag, als ein Autofahrer stoppte und mir erzaehlte, dass er selber auch Radtouren gefahren sei frueher. Er war um die 50 und fuhr vor 30 Jahren die riesige Feuerland-Alaska Route. Die Leidenschaft fuers Radfahren war immer stark in im und ich fuehlte mich sehr beruehrt von dieser Begegnung. In Kerman blieb ich fuer zwei Naechte, gerade genug Zeit um den schoenen Bazaar Komplex mit den Badehaeusern zu sehen. In den Bergen vor Kerman hatte ich mir eine Erkaeltung eingefangen, so verbrachte ich auch einen Tag im Bett. Der Uebergang von 'T-shirt'-Wetter zum Schnee im Gebirge war wohl etwas zu schnell Ich verliess dann Kerman mit gemischten Gefuehlen. Vor mir lag die riesige Kavir-Wueste, die ganz Zentral-Iran umfasst. Ich konnte immer noch keine Infos ueber die Route finden, da noch niemand mit dem Rad dort gewesen zu sein schien. The Destination war Mashhad, ganz im NE-Irans. Ich fuehlte mich immer noch schwach von der Erkaeltung, aber ich konnte radfahren. Ein heftiger Gegenwind blies mir entgegen wahrend der ersten eineinhalb Tagen durch die letzte Gebirgskette vor der Kavirwueste. Fuer kurze Zeit gabs sogar einen Schneesturm. Ich hatte das typische, brennende Gefuehl, wenn einem der Schnee horizontal ins Gesicht geblasen wird Aber das schlechte Wetter war bald vorbei und ich genoss wieder einen wolkenlosen Himmel. Im letzten Staedtchen vor der Wueste erregte ich grosses Aufsehen, niemand schien je einen Radfahrer hier gesehen zu haben und Touristen im allgemeinen schienen nicht gerade haeufig hierher zu kommen. Ich lernte zwei neue Woerter im Persischen: 'khatarnak' (gefaehrlich) und 'sakhte' (hart oder schwierig). Der Eingang zur Wueste war von ueberwaeltigender Schoenheit. Ploetzlich war keine Vegetation mehr zu sehen, nur noch eine mondaehnliche Landschaft von Felsen und Sand. Die Huegel schienen in Flammen zu stehen, so stark waren diese in Rot und Orange gefaerbt. Die Kavir war eine einsamer Fleck Erde mit kaum menschlicher Besiedlung, einem wolkenlosen, tiefblauen Himmel und Fata Morganas am Horizont. Distanzen von 10, 50 oder 100km schienen gleich zu sein. Die trockene Luft und gleichfoermige Landschaft schienen Tricks mit der Wahrnehmung zu spielen. Die seltenen Lastwagen, die mich ueberholten, schienen ploetzlich stehen zu bleiben vor mir. Doch in tatsaechlich fuhren diese mit 80km/h auf einem 20km Stueck schnurgerader Strasse. In der Nacht wurde der pechschwarze Himmel von tausenden Sternen erleuchtet, die wie Diamanten glitzerten. Nur an Orten wie der Kavir kann der Sternenhimmel so eindrucksvoll sein. Ich fuehlte, dass ich wieder einen dieser seltenen Orte auf unserem Planeten gefunden habe, wo man sich so unglaublich frei fuehlen kann. Gleichzeitig schienen die Dimensionen der Wueste einem zum Zwergen zu machen nur ein Rad, etwas Ausruestung und natuerlich Wasser und Essen machten meine Existenz aus. Am Ende der Wueste wollten einige Soldaten meinen Pass kontrollieren. Jemanden mit einem Fahrrad zu sehen, schien doch etwas gar seltsam und verdaechtig. Aber bald hellten sich die Gesichter auf und wir hatten netten Smalltalk. Einer der Soldaten erzaehlte mir von einem Ort mit 'ab garm-e' (Warmwasser-Pool). Nach der staubigen Wuestendurchquerung toente dies sehr verlockend. Als ich am jenem Ort ankam gegen Abend, sah ich gleich, dass die Iraner dasselbe auch sehr verlockend finden. Ich wurde anfangs von vielen Neugierigen umringt (einer filmte sogar meine 'Ankunft'). Mostafa, ein junger Englisch-Student, bot mir an meine Ausruestung zu bewachen, waehrend ich am baden sei. Spaeter lud er mich ein mit seinen Verwandten in einem gemieteten Schlafcontainer zu uebernachten. Mostafa hat ein sehr britisches Gesicht und zuerst glaubte ich er sei auch ein Tourist, seine feine Art und seine Gastfreundschaft sind aber typisch iranisch Wir hatten viel Spass zusammen im Container und ich ging mit den anderen ein zweites Mal baden gegen Abend. Am naechsten Tag, musste ich mich verabschieden von Mostafa noch ein guter Freund, den ich gerne wieder sehen moechte. Hoffentlich werde ich etwas Zeit haben in Mashhad und Mostafa's Einladung in seine Stadt folgen koennen. Drei lange und anstrengende Radtage brachten mich nach Mashhad, die zweitgroesste Stadt Irans. Ich hatte grosses Glueck mit der Unterkunft, da ich auf der Strasse von einem Motorradfahrer angesprochen wurde. Er wollte mir ein spezielles Angebot machen, da die Hotels im Moment ziemlich leer sind. Im Appartment-Hotel eines Freundes konnte ich einfach nicht nein sagen, als ich das Zimmer mit Kueche, Dusche, Kuehlschrank, Gasofen und TV sah. Kein Spielraum fuer Verhandlungen dieses Mal. Der Preis war etwa so hoch, wie ich normalerweise fuer einen leeren, fensterlosen Raum mit einem harten Bett bezahlt hatte Mashhad ist die Begraebnisstaette von Emam Reza, einem direkten Nachfahren von Prophet Mohammed. The Schreinkomplex ist ein atemberaubender Anblick islamischer Architektur. Pilger von ueberall auf der Welt kommen an diesen Ort, da es als Pflicht fuer alle angesehen wird, die die Reise bezahlen koennen. Ein bunter Mix von Menschen bevoelkert die Strassen rund um den Schrein. Nach 10'302km radfahren mit 78'300 Hoehenmetern Aufstieg, 4 gebrochenen Speichen, 3 Platten, 2 Ueberfaellen und 1 zerstoerten Isomatte (unvollstaendige Liste ) wird meine Radtour in Richtung der Wueste Turkmenistans und dann Usbekistan weitergehen. Das Hochgebirge des Pamirs in Tadschikistan und Kirgisien wird folgen. Die Updates auf dieser Seite werden sicherlich seltener als frueher sein. Bitte machte Euch keine Sorgen, wenn Ihr nichts Neues sieht hier oder wenn Ihr keine schnelle Antwort auf Eure Emails erhaelt. Khoda hafez & bis bald, |
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