Start > Meine Radtouren > Schweiz-Tibet Übersicht

 

Zurück zur Übersicht...

 
Reiseberichte Photos Länder & Routen

 

Iran

 
 

Zurück zu Reiseberichte

 

vorheriger Bericht

Zauberhaftes Iran

nächster Bericht

25.01.2004 aus Shiraz, Iran - 8259km

Asalaam liebe Freunde,

Teheran zu verlassen war wie in einem Haifischbecken zu schwimmen... Ich musste einige der wohl schlimmsten Strassenkreuzungen der Welt ueberqueren. Obwohl die Fahrzeuge kaum schneller fahren koennen, als ich mit dem Rad unterwegs bin, sind die Kreisel und Kreuzungen der blanke Horror. Taxis fuhren in Gegenrichtung, Busse rasten mit Hoellentempo quer drueber ohne auf andere Fahrzeuge zu schauen (vergiss Radfahrer...). Normale Autos schaufelten sich natuerlich auch ihren Weg frei. Strassenregeln scheinen irgendwie zu existieren in Iran, aber Kenntnis davon scheint freiwillig zu sein Nach einer Stunde Herzrasen und einigen Nahezu-Kollisionen kam ich raus aus dem Chaos. Mein Weg ging Richtung Qom und Esfahan.

Die Landschaft weitete sich und wurde immer flacher. Ich fuhr am Rand der grossen Salzwueste Irans entlang. The blaue Himmel wurde nur fuer einen Tag unterbrochen. Winter ist Regenzeit in Iran, so erlebte ich 24h von sintflutartigem Niederschlag. Ich fuhr ohne wirklich etwas zu sehen in stroemendem Regen. Bald bildete sich eine dicke Kruste Strassendreck auf meinem Rad und Regenkleidung. In Dodehak machte ich kurz Rast und wurde bald eingeladen im 'Motel' zu uebernachten. Iraner sind nicht gerade begeisterungsfaehig fuers Radfahren, dies bei Regen und Kaelte zu tun loest nur voelliges Unverstaendnis hervor. Ich willigte schnell ein zu bleiben, da mich der trockene Ort unheimlich anzog Das 'Motel' war ein leerer Raum in der lokalen Taxiagentur (ein anderer leerer Raum mit einem Telefon und Gasofen). Mit viel Koerpersprache und meinem Phrasebook hatte ich eine sehr lustige Zeit. Immer wieder kamen Leute vorbei, um den seltsamen Fremden kennenzulernen, der aus dem Nirgendwo aufgetaucht war. Dodehak hat wohl kaum je Touristen gesehen, ausser vielleicht ein paar Radfahrern...

Am naechsten Tag war wieder schoenes Wetter: Stahlblauer Himmer ohne eine einzige Wolke. Dafuer blies muehsamer Gegenwind; wohl der Preis fuer das gute Wetter. Bald kam ich in Esfahan an, der Perle Irans. Ich kannte eine junge Iranerin und ich war sehr neugierig, was mich erwartete. Die Begegnung mit Sanaz haette nicht wunderbarer sein koennen. Ein altes Sprichtwort lautet 'Esfahan nasf-e jahan' (Esfahan ist die halbe Welt). Fuer mich aber war es die ganze Welt fuer eine Woche. Nicht nur die Raeder meines Rades hielten inne, sondern die ganze Welt schien dies zu tun. Es war wie ein einziger suesser Traum. Aber manchmal behalte ich Dinge lieber fuer mich und geniesse einfach wie wunderbar das Leben sein kann... so werdet Ihr nicht viel ueber Esfahan lesen koennen leider. Nur dies, der Glanz der Moscheen, Palaeste, Bruecken und Plaetze ist atemberaubend.

Esfahan zu verlassen war unglaublich schwierig... Ich blieb fast fuer immer. Eine Radtour scheint soviel wunderbare Freundschaften zu schaffen, aber es geht auch darum sich wieder von Freunden zu trennen... Ich fuehlte mich sehr traurig und einsam

Meine Reise brachte mich dann hoch in das Zagros-Gebirge. Endlose Ebenen, dicht beladen mit Eis und Schnee, erwarteten mich. Ein eisiger Wind blies bestaendig und ich frierte manchmal sogar mitten am Tage. In der Nacht fielen die Temperatur stark und ich beeilte mich jedesmal in meinen Schlafsack zu kommen, der einzige gemuetliche Platz. Die Schoenheit der Schneeberge war unglaublich und ich genoss die Tour auf den fast verlassenen Strassen. An einem Morgen sah ein Lastwagenfahrer mein Zelt. Sein Vehikel hatte eine Panne und er musste auf Hilfe warten. Der Fahrer starrte wohl fuer ueber eine Viertelstunde auf mein Zelt. Als ich endlich meine Sachen zusammengepackt hatte und zurueck auf die Strasse gekommen war, sah er mich nur mich blankem Erstaunen an. Er haette wohl eine Nacht mit dem Teufel vorgezogen, als draussen in einem Zelt uebernachten zu muessen... Ich konnte kaum mit ihm sprechen, da er so zutiefst geschockt war. Am Ende offerierte er mit heissen Chay und ein paar Fruechte. Meine Destination war Shiraz, aber bevor ich dort ankam, konnte ich zuschauen, was Iraner unter einem gemuetlichen Freitagsausflug verstehen. Zu Hunderten genossen ein Picknick in den Bergen. Auf Lastwagenschlauchen Schneehaenge runterzurutschen schien der grosse Favorit zu sein. Die Familien bauten ganze Kuechen und Zelte auf fuer den Ausflug. Es war richtig lustig all diesen Leuten zuzuschauen

Jetzt bin ich in Shiraz. Ich fand einen der billigsten Orte in der Stadt (eine mosaferkhune). Ich hatte keine Ahnung ueber Shiraz, so war ich sehr froh, dass ich die Telefonnummer von einem Freund von Sanaz hatte. Ich ruf diesen an und schon zwanzig Minuten spaeter befand ich mich in der mosaferkhune, um meine Sachen zusammenzupacken. Mehdi wollte mich unbedingt von diesem in seinen Augen gefaehrlichen und dreckigen Ort 'retten'. Er brachte mich in sein 'Studierappartment'. Dies ist eine leere Wohnung an einer der besten Lagen der Stadt. Vom Balkon aus konnte ich die ganze Stadt sehen. Mehdi braucht die Wohnung nur, um fuer die Uni zu lernen, so hatte ich alles fuer mich alleine. Wunderbar! Mehdi ist wirklich ein sehr netter Mensch! Da er Architektur studiert habe ich hier in Shiraz den perfekten Tourguide, da die Stadt fuer ihre Gebaeude sehr bekannt ist. Vielen Dank! Die Grabstaetten der groessten Poeten Persiens stehen hier... Hafez, Sa'adi.

Meine Reise wird bald weitergehen Richtung Bandar-e Abbas am Persischen Golf, Kerman und dann Mashhad.

Khoda hafez,
Daniel

 

vorheriger Bericht

 

nächster Bericht