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30.10.2003 aus Ankara, Türkei - 3760km

Merhaba!

Ich verliess Istanbul nach drei Tagen rumspazieren, erholen und mit anderen Reisenden quatschen. Irgendwie fuehlte ich wieder einen Drang auf das Rad zu steigen, dazu kam natuerliche, dass ich so neugierig auf den neuen Kontinent war. Von Europa gelangt man entweder mit der Faehre ueber den Bosporus oder eben ueber eine der beiden Autobahnbruecken… mein Rad mag Strassen lieber als Wasser, so versuchte ich ueber eine Bruecke zu kommen Es ging anfangs alles glatt, einmal wurde ich in eine Ausfahrt gedraengt und musst dann das Rad ueber einen kleinen Zaun heben und etwas querfeldein schieben. Es war gerade dichter Stau auf der Zufahrt. Auf dem Pannenstreifen kam ich aber schnell vorwaerts… bis ein Polizist im Weg stand. Er gestikulierte zwar etwas, aber ich konnte an ihm vorbeiflitzen. Leider wurde aber gleich der naechste Polizist 200m per Funk informiert. Dieser versperrte mir dann den Weg und machte mit einer Handbewegung Richtung Waffe eindeutig klar, dass ich jetzt wohl besser anhalten sollte. Keine Diskussion, die einzige Moeglichkeit, wie ich dann im Stau weiterbefoerdert werden konnte war per Minibus. Es wurde sofort einem Minibusfahrer befohlen mein Rad aufzuladen und los ging die Fahrt. Der Bosporus bot einen zauberhaften Anblick… man sah die Blaue Moschee, die auf einer Anhoehe ueber dem Meer thront. Es nervte mich schon, dass ich nicht radeln konnte.

Auf der asiatischen Seite von Istanbul versuchte ich lange die Ausfahrt nach Sile zu finden, das Doerfchen liegt am Schwarzen Meer und so koennte ich etwas vom Verkehrchaos am Marmarameer entkommen. Wenn man nicht gerade auf der Autobahn fahren will, dann ist es schon ziemlich trickreich in einer 10-15 Millionen Agglomeration eine kleine Ausfahrt zu finden. Naja, schlussendlich nach vielem herumkurven fand ich die richtige Strasse. Unteranderem mit Hilfe von Abdullah, einem sehr sympathischen Bananenverkaeufer, der 4 Jahre in der Schweiz Asyl bekam als Kurde. Er lud mich auf eine Cay Pause ein und schenkte mir dann sogar noch einige Bananen.

Die Fahrt ueber Sile war dann eine echte Wohltat verkehrsmaessig. Danach nahm ich ein kleines Straesschen, das gut 30km am Schwarzen Meer entlang fuehrte. Es war eine sehr nette Gegend, etwas touristisch an einigen Orten, aber die Saison war ja vorbei. Als ich gerade eine der unzaehligen (sehr steilen!) Steigungen hinter mir hatte, bekam ich von einer Strassenbauequipe ein Mittagessen serviert. Fantastisch! Tagsueber esse ich immer nur Brot und Biskuits, dass ich da ein warmes Essen bekam war echt fein. Der Equipen-Aelteste nahm sich mir an, leider kann ich mich immer noch nicht wirklich auf Tuerkisch verstaendige, aber das die grundsaetzlichen Infos konnte ich schon geben (Woher? Wohin? Wie lange? Seltsamerweise wurde ich gefragt, ob ich denn ueberhaupt Geld dabei haette... normalerweise nehmen die Leute ja an, dass man Geld haufenweise dabei hat.

Gut 200km nach Istanbul kreuzte ich die Hauptroute nach Ankara und ich fuhr durch das Gebirge weiter. Der Verkehr wurde sehr duenn und die Doerfchen seltener. Es war eine tolle Fahrt ueber die Paesse. In Tarakli kaufte ich etwas Brot und danach gleich vom Dorfpolizist angesprochen. Drei Cays mit Hassan spaeter wurden mir wohl alle Dorfaeltesten vorgestellt. Es fand sich ein ehemaliger Gastarbeiter aus Deutschland, der Deutsch konnte. Ich bin immer sehr geruehrt von der tuerkischen Gastfreundschaft. Kurz nach Wasser fragen bei einem Bauernhof… ? Man wird gleich zum Cay und Abendessen eingeladen! (Dies geschah ein paar Dutzend Kilometer spaeter.)
Nach Nallihan, etwa 200 km vor Ankara fiel mir ploetzlich auf, dass die Landschaft trockener wurde, die Huegel karg und von Erosion geformt, der Horizont weitete sich. Die Erde scheint den Massstab gewechselt zu haben (frei nach Nicolas Bouvier ... Asien hat fuer mich begonnen! Gut 3500km nach dem Start befand ich mich in einer Landschaft, die so gar nicht nach Europa aussah. Fantastisch!

Visa-Hunting in Ankara!

Der einzige Grund warum ich nach Ankara fuhr, waren die Visas fuer die Weiterreise. In der Schweiz waere es noch zu frueh gewesen. Bewaffnet mit Pass, unzaehligen Passbildern, Schreibkram und natuerlich US Dollars machte ich mich auf die Jagd… Zunaechst musste ich ernuechtert feststellen, dass es sehr muehsam ist diese Botschaften fuer Zentralasien und den Kaukasus zu finden. US-Botschaft… kein Problem! Tajikische Botschaft… Wie bitte? Mit Google fand ich die Strassenadressen, aber auch damit lief ich insgesamt dutzende von Kilometern um die Botschaften zu finden. Taxifahrer koennen zum Glueck mit den Strassennamen etwas anfangen… (meistens jedenfalls). Wenn man diese aber nach einer Botschaft von einem Stan-Staat fragt, dann kriegt man einfach irgendeine zentralasiatische Botschaft als Antwort... nun gut dies gaebe mit Turkemenistan, Usbekistan, Tajikistan, Kirigistan und Kasachstan eine akzeptable 1 zu 5 Chance, aber leider habe viele Botschaften in den letzten Jahren ihre Adresse gewechselt, eine sogar zweimal! Dazukommt dass Georgien in tuerkisch Guercistan heisst… nicht gerade eine grosse Hilfe Stadtplaene fuer diese Quartiere konnte ich jedenfalls nicht finden, so begann ich mit Handskizzen… Naja, wenigstens kenne ich den Sueden der Millionenstadt nun fast wie meine Westentasche und das zuerst kompliziert scheinende Bussystem habe ich nun auch mehr oder weniger kapiert.

Heute nach eineinbald Wochen Botschaftstouren scheint es mit Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisien, Georgien und Aserbaidschan zu klappen. Jedenfalls schaffte ich es, jedes Mal um die letter of invitation, sponsors & co. herumzukommen, dies haette ich hier in Ankara nicht einfach so auftreiben koennen und es haette wohl zwei Monate gedauert. Manchmal half eine Letter of recommendation von der Schweizer Botschaft, manchmal aber vielleicht auch nur geschicktes Auftreten. Die Botschaften sind enorm unterschiedlich, nicht nur in ihren Visabestimmungen, aber auch in der Art des Empfangs. Aserbaidschan war total luxurioes, etwas ausserhalb der Stadt, fuer Tadschikistan geschah der Austausch der Papiere nur durch die Gitterstaebe eines der Fenster, fuer Turkmenistan hatte ich Muehe das schlechte Englisch auf dem Formular zu verstehen, im Gegensatz dazu wurde ich bei den Kirigisen herzhaft empfangen! Der Vizebotschafter war so clever, dass er herausfand, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und er fand dies "very wonderful" und hiess mich schon mal willkommen in seinem Land. In bei der Botschaft von Aserbaidschan tanzte ich total nun fuenf mal auf... zuerst war die Botschaft geschlossen, dann wollten sie eine Letter of recommendation von meiner Botschaft, dann sagte man mir, dass ich bei einer bestimmten Bank 40 USD einbezahlen musste, dann klappte es und zuletzt durfte ich nochmals hingehen, um meinen Pass abzuholen. Dafuer hupte einmal der Fahrer der Botschaft und lud mich ein mit ihm Richtung Stadt zu fahren. Tolle Limousine!

Total werde ich wohl zwei Wochen in Ankara verbringen, ich bin aber nun vorsichtig optimistisch, dass es mit allen Visas klappen sollte... anfang November sollte ich Richtung Ost-Tuerkei weiterradeln koennen.

Bis bald!
Daniel

 

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