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Altiplano e Atacama 2001

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Wohin? Abzweigungen, die es auf keiner Karte gibt...

Zurück vom Salar de Uyuni treffe ich ein Deutsches Pärchen, das mit dem Tandem unterwegs ist. Sebastian hat sich vorgenommen sich von La Paz nach Ushuaia auf Partnersuche durchzuschlagen. Seine Freundin ist erste Partnerin gewesen, muss nun aber wieder zurück nach Deutschland. Spontan entscheiden Sebastian und ich, dass wir bis nach Chile gemeinsam fahren wollen. Nun braucht Sebastian aber noch jemanden für sein Tandem, denn mein Rad lasse ich natürlich nicht im Stich. Mit einem etwas verrückten Amerikaner, Kyle, gehts los. Der einzige, der wohl nicht wirklich über die Strecke nachgedacht hat, bevor er zugesagt hat... Sehr aufgeregt starten wir den nächsten Teil der Route.



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Einsamer Biker im endlosen Altiplano



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Aufstieg auf den Cerro Caquella (5880m)

Es ist ein so eindrucksvoller Berg, der da an unserem Wegrand steht. Kyle und ich können einfach nicht widerstehen und müssen einen Besteigungsversuch wagen. Richtig auf einer Karte eingezeichnet ist der Berg nicht, dies hält uns aber nicht davon ab hochzusteigen. Wir richten auf 4560m ein improvisiertes Basislager ein. Sebastian wird dort auf Kyle und mich warten. Die Nacht vor dem Aufstieg schlafe ich kaum, ich bin viel zu nervös vor meiner ersten Besteigung eines so hohen Berges. In dieser Einöde könnte uns niemand zur Hilfe kommen, falls irgendetwas geschehen würde. Dazu sind diese Berg sehr steil und nichts mehr als eine gigantische, lockere Schutthalde. Die Besteigung verläuft aber gut. Der locker geschichtete Schutt bereitet uns aber einige Male Mühe und erschwert den Aufstieg. Einige Stellen sind sehr schuttig und es kommt einiges ins Rutschen, während wir hochzusteigen versuchen. Andere Stellen brauchen gute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Es ist wichtig sich genau zu beobachten, ob keine Höhensymptome sich einstellen, da man die volle Konzentration braucht während der Besteigung. Um 4.00 sind wird gestartet, um 11.00 erreichen wir den Gipfel auf 5880m. Höhenrekord für mich! Ich bin total euphorisch, die Höhe hat mir kaum Schwierigkeiten bereitet und ich fühle mich noch fit. Die Aussicht ist grenzenlos, 250-300 km klare Sicht auf die umliegende Bergwelt! So etwas von klarer Sicht habe ich noch nie gesehen! Der Abstieg bietet dann noch zwei, drei haarsträubende Momente, verläuft aber relativ schnell. Wie schön am Ende wieder bei den Zelten zu sein.



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Sonnenuntergang an der Laguna Hedionda (4400m)



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Staubpiste an der Laguna Honda



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Ein 75 kg Rad schieben auf 4700m, das Tandem wiegt noch viel mehr

Der Pistenzustand im Lipez Sud ist gewöhnungsbedürftig... Von mehr oder weniger befahrbar bis völlig unfahrbar gibts alles. Wenn wir die Räder schieben müssen, dann geht dies nur unter ziemlicher Anstrengung. Durch die weit auseinander liegenden Campamentos (Versorgungsmöglichkeiten), habe ich auch schon mal 24 Liter Wasser und 5 kg Essen auf meinem Rad geladen. Die Landschaft ist aber traumhaft. Die eiskalte, dünne Luft lässt Distanzen verschwinden und Farben leuchten. Fantastisch! Dies ist wohl einer der schönsten Flecken auf dieser Erde. Ich bemitleide immer wieder die Jeeptouris, die wohl nie so intensiv die Landschaft erleben. Durch Glasscheiben und im beheizten Führerhaus lässt sich diese Landschaft nicht wirklich geniessen.



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Laguna Colorada (4150m)



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Aufstieg Richtung Sol de Manana



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Zeltplatz in einer Steinwüste, 4800m

Kleine Anektode: Genau an diesem Zeltplatz entfliegt mein Daunenschlafsack mit dem Wind. Eigentlich soll diese nur an der Sonne etwas trocknen, durch unsere Unachtsamkeit entschwindet der Schlafsack aber. Nach knapp 3h Suchaktion mit GPS (um das Zelt wieder zu finden) und Feldstecher finde ich die signalgelbe Tüte aber wieder. Glück gehabt! Ohne Schlafsack wären die Nächte bei -20 Grad nicht zum Aushalten gewesen.



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Andenken an einen verunglückten Bergsteiger (5700m)

"In the mountains, there you feel free"

Meine zweite Bergtour führt mich auf den Licancabur (5935m) an der Grenze zu Chile. Durch grosses Pech gerate ich gerade an diesem Tag in einen Schneesturm. Alle anderen Tagen ist perfektes Wetter... Die Sache wird dadurch aber etwas abenteuerlicher. Die Aussicht kann ich mir aber nur von Sebastian schildern lassen, selber habe ich nicht viel gesehen. Am gleich Morgen startet auch eine Bergführer Gruppe, die wohl auf Ausbildungstour ist. Ich merke schnell, dass 6 Wochen radeln auf 4000-5000m ein optimales Höhentraining ist zum Bergsteigen. Jedenfalls überhole ich die gesamte Gruppe und bin in der Hälfte der Zeit auf dem Gipfel. Es kommen dann auch nur 2 von 20 Bergführer auf den Gipfel. Mit der Gruppe trinke ich dann im Basislager noch heisse Schokolade und lasse mir die Sehenswürdigkeiten von Chile erklären... und werde auf eine Bergtour in der Nähe von Santiago eingeladen, die ich aber leider nicht annehmen werden kann, da mir die Zeit fehlen wird am Ende.



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Gipfel des Licancabur (5935m)



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Laguna Verde (4400m)



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Betrachtung einer seltenen Spezies, Laguna Verde



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Ankunft in Chile, Ende von über 1000 km Sand- und Schotterpisten

Nach langer Zeit im Altiplano markiert die Grenze zu Chile das Ende dieses Teils der Reise. Eine lange Abfahrt nach der Grenze bringt uns in die Atacamawüste. Von nun an ist es warm. Was für ein seltsames Gefühl nach der manchmal eisigen Kälte des Altiplanos. In Chile fängt dann auch die Zivilsation an. San Pedro de Atacama, das erste Städtchen, empfängt uns da auch mit Gemüsen, Früchten und vorallem... Süssigkeiten.

In San Pedro de Atacama erfahren wir auch, was vor 10 Tagen geschehen ist und seitdem die Welt beschäftigt hat: der 11. September 2001. Schockiert versuchen wir uns schlau zu machen. In einem Internetcafe können wir dann ausführlich nachlesen, was alles geschehen ist während wir in der Einsamkeit des Altiplanos geradelt sind. Seltsamer Gedanke: es hätte ein Krieg ausbrechen können und wir hätten nichts davon erfahren.



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Licancabur



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